Jeder kennt es: wenn das Reinigungsmittel im ersten Anlauf nicht funktioniert, wird entweder noch mehr Reinigungsmittel auf den Fleck gekippt oder ein stärkeres Produkt besorgt. Nicht immer wird dadurch das gewünschte Ergebnis erzielt.
Dazu kommt die Frage auf, ob das gewählte Produkt gesundheitlich unbedenklich und umweltfreundlich ist.
Was gerade bei starken konventionellen Reinigungsmitteln eher unwahrscheinlich ist. Kurze Zwischenfrage: nutzt du daher immer deine Putzhandschuhe?
Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass „mehr Reinigungsmittel“ nicht DIE Lösung sein muss – es gibt auch andere Stellschrauben, an denen gedreht werden kann für ein super Putzergebnis.
Ich wusste es lange auch nicht und habe erst während meiner Ausbildung in einem Unternehmen, dass u.a. Reinigungsmaschinen herstellt, davon gehört.
Wovon ich spreche? Vom Sinnerschen Kreis!
Was der Sinnersche Kreis ist und wieso er beim nachhaltigen Putzen besonders wichtig ist, erfährst du in diesem Beitrag.
Was ist der Sinnersche Kreis?
Der Sinnersche Kreis ist ein sogenannter Wirkungsmechanismus und geht davon aus,
dass der Erfolg vom Reinigen hauptsächlich aus vier Faktoren bestimmt wird.
Urvater ist der Chemiker Herbert Sinner. Sinner hat bei dem Unternehmen Henkel (z.B. Persil) gearbeitet und definierte die Faktoren um 1955 im Rahmen vom Waschen von Kleidung. Daher wird der Mechanismus auch „Waschkreis“ oder „Reinigungskreis nach Sinner“ genannt.
Diese vier Grundfaktoren bilden den Sinnerschen Kreis:
- Chemie: Reinigungsmittel und dessen Konzentration
- Mechanik: z.B. Schrubben
- Temperatur: z.B. kaltes oder heißes Wasser
- Zeit: Einwirkzeit
Alle Faktoren sind voneinander abhängig.
Im Grunde ist der Sinnersche Kreis ein Kreisdiagramm. Jeder dieser Faktoren ist dabei 25% wert. Du kannst jeden davon verändern, zusammen ergeben sie jedoch immer dieselbe Gesamtsumme – 100%.
Dabei zu beachten sind folgende Punkte:
- Temperatur und Zeit beeinflussen die Chemie und die Mechanik
- Chemie und Mechanik beeinflussen sich gegenseitig
Sinnersche Kreis in unserem Alltag
Auch wenn die meisten den Mechanismus nicht kennen, ist er in unserem Alltag weit verbreitet. Nicht nur im Bereich Kleidung waschen, sondern auch z.B. beim Geschirr spülen.
Stelle dir vor du stehst in der Küche und möchtest dein Geschirr mit der Hand abwaschen. Du stellst das Wasser auf kalt, weil du dir die Hände nicht verbrennen möchtest. Damit hast du den Faktor „Temperatur“ festgelegt und dieser ist jetzt sehr klein.
Das Geschirr soll sauber werden, daher muss jetzt an den anderen Faktoren geschraubt werden:
- Mechanik: mehr Kraft aka doller schrubben
- Zeit: länger einweichen und/oder länger schrubben
- Chemie: mehr Spülmittel
Je nachdem wie du dich hier entscheidest, werden wiederum die anderen Faktoren geändert. Stellst du Wasser auf lauwarm oder heiß, musst du weniger schrubben, brauchst weniger Zeit und/oder weniger Geschirrspülmittel.
Übrigens kannst du das auch die Nutzung von Geschirrspülern übertragen:
Beim normalen Programm ist das Wasser heißer als beim Eco-Programm. Dafür dauert das Sparprogramm jedoch länger. Es wird also an den Faktoren Temperatur und Zeit gedreht.
Es gibt noch viele weitere Beispiele, wie der Sinnersche Kreis unbewusst in unserem Alltag Anwendung findet:
- Dampfreiniger (heiße Temperaturen)
- Hochdruckreiniger (starke Mechanik = Druck)
- Wäsche waschen
- Tafel oder Whiteboard abwischen (wenig Wasser, mehr Mechanik)
- Fenster putzen (bisschen Essig, viel heißes Wasser)
- Fliesenfugen reinigen (anstelle von starken Mitteln, die die Fugen angreifen, Natron-Wasser-Gemisch einweichen lassen)
Sehr wahrscheinlich denkst du gar nicht darüber nach, wenn du Geschirr abwäschst und dich unbewusst für die Faktoren entscheidest.
Nachhaltig Putzen mit dem Sinnerschen Kreis
Yes, jetzt kommen wir zu dem wirklich interessanten Teil: wie kann der Sinnersche Kreis dir beim nachhaltigen Putzen helfen.
Wenn du bereits umweltfreundliche Putzmittel gekauft hast, kennst du vielleicht das Gefühl, dass die „schlechter“ sind als konventionelle Mittel.
Das liegt daran, dass diese Putzmittel aus weniger aggressiven chemischen Inhaltsstoffen bestehen. Bedeutet, damit diese dieselbe Reinigungsleistung bringen, muss an den anderen Faktoren gedreht werden: Temperatur, Zeit und Mechanik.
Dasselbe gilt, wenn du deine Putzmittel selbstherstellst. Hier kannst du teilweise selbst anpassen, wie stark die Konzentration ist oder ob du z.B. Soda statt Natron nimmst.
Ich weiß, dass ich teilweise vor Flecken stehe und mich Frage, wie ich den rausbekomme ohne konventionelle Reiniger. Seit ich den Sinnerschen Kreis verstanden habe, bin ich viel „kreativer“ und probiere mehr aus.
Dazu gehört z.B.
- Kleidung mit Flecken vor dem Waschen in Natron einweichen oder mithilfe von Kernseife schrubben
- Angebrannte Backbleche oder Töpfe mit Wasser und Natron erhitzen und dann abschrubben
- Den Wasserkocher nicht händisch schrubben, sondern mit Zitronensäure erhitzen und dann ausspülen und auswischen
Vielleicht macht für dich auch das Eco-Sparprogramm endlich Sinn. Nutzt du das, wird deine Kleidung oder dein Geschirr auf jeden Fall sauber, es dauert nur etwas länger.
Dafür sparst du Energie, Reinigungsmittel, Geld und schützt dazu die Umwelt.
Fazit
Der Sinnersche Kreis gehört zum Basiswissen vom Putzen und Reinigen. Mit diesem Wissen verlieren viele Flecken ihren Schrecken.
Er besteht aus den vier Parametern Chemie, Mechanik, Temperatur und Zeit.
Hast du den Wirkungsmechanismus verstanden, kannst du ihn im Alltag auch bewusst einsetzen. Was dir wiederum Energie, Reinigungsmittel und Geld sparen kann.
Alles Punkte, die dir helfen, nachhaltiger und umweltfreundlicher zu leben.
Wo setzt du den Sinnerschen Kreis im Alltag ein?