Es war das Buch, das ich brauchte. Das mir (wieder einmal) erklärt hat, dass Minimalismus nicht bedeutet, nur 100 Teile zu besitzen. Das jeder Mensch eine andere Herausforderung beim Aussortieren hat.
Irgendwo, irgendwie war mir das alles bewusst. Lange genug setze ich mich bereits mit Minimalismus auseinander. Mindestens genauso lange reflektiere ich mich auch selbst.
„New Minimalismus“ – Minimalismus ohne Boxen
Das erste Mal fiel der Begriff „New Minimalismus“ in der Einleitung. Ein Begriff, bei dem mir nicht bewusst war, dass ich ihn brauche. Eine Abgrenzung zum klassischen Minimalismus. Mit der Bedeutung, dass jede*r ihren/seinen Weg finden muss.
Durch „Minimalismus“ habe ich mich eingeschränkt gefühlt. Ich konnte mich damit nicht identifizieren. Mit „Minimalismus“ verbinde ich cleane, weiße Wohnräume, eine bestimmte Anzahl von Kleidungsstücken, die jede*r nur besitzen darf, sowie viele weitere Einschränkungen. Jede Wette würde ich eingehen, dass ich da nicht allein mit bin.
„New Minimalismus“ hat mich sofort angesprochen. Jede*r findet ihren/seinen eigenen Weg, was Minimalismus ist. Menschen in Boxen zu stecken, ist dabei oftmals kontraproduktiv.
Warum Aussortieren für einige leichter ist
Das Expertenwissen haben Cary Fortin und Kyle Quilicis auf verschiedenen Wegen gesammelt. Einmal ist es gestützt auf Erfahrungen, welche sie durch ihre Agentur „New Minimalism“ gesammelt haben. Dazu kommen der psychologische Hintergrund Fortin’s, sowie das Wissen zu Interior Design von Quilicis.
Warum häufen wir Menschen Dinge an? – Das ist die Kernfrage die sich Fortin und Quicilis gestellt haben. Daraufhin haben sie vier Archetypen identifiziert.
Mit diesem praxisorientierten Minimalismus-Guide haben die beiden Autorinnen ein Werk geschaffen, welches beim Aussortieren hilft und dazu Tipps für das Interior Design des jeweiligen Archetyps gibt. Es ist erfrischend anders, zwischen den ganzen existierenden Minimalismus-Büchern.
Mir ist es wichtig, dass wir das Warum hinter unseren Entscheidungen kennen. Warum haben wir so viel Kram? Warum fällt es uns schwer, Entscheidungen zu treffen? Warum essen wir gesund oder ungesund?
Die vier Archetypen sind
- der Emotionale,
- der Eraktische,
- der Dynamische
- und der Genügsame.
Mit Hilfe von Fragen und Erklärungen findest du im ersten Teil von „Simplify your home“ heraus, welcher Archetyp deiner aus. Und damit auch das Warum. Denn jeder dieser Typen hat eine unterschiedliche Perspektive auf den eigenen Besitz und ein davon abhängiges Empfinden.
Ich war gespannt, welcher auf mich zu trifft. Und als ich auf den richtigen kam – „Dynamisch“ – las ich den ersten Absatz und fühlte mich verstanden. That‘s me! Ohne, dass ich die Fragen am Ende des Typs beantworten musste, wusste ich: das bin ich. Meine Antworten auf die Fragen bestätigen es.
Viele Projekte anfangen und sich schwertun, diese alle zu beenden, „Nein“ zu sagen ist eine schiere Herausforderung, „immer beschäftigt“ ist eine akzeptierte Antwort auf „Wie geht es dir?“. Darin finde ich mich komplett wieder.
Viele Minimalismus- oder Ausmist-Bücher, wie zum Beispiel von „Magic Cleaning“ von Marie Kondo *, sind so aufgebaut, dass nur ausgemistet wird. Kondo startet damit, dass alle Dinge einer Kategorie (z.B. Kleidung) aus dem gesamten Zuhause zusammengetragen werden. Dann wird (aus)sortiert.
In diesem Fall wird das Warum jedoch gar nicht herausgefunden. Wer sagt denn, dass nach dem großen Aussortieren nicht innerhalb kurzer Zeit wieder dieselbe Anzahl von Kram wieder da ist? Nur halt anderer?
Wenn das Warum bekannt ist, fällt es vielen Menschen leichter, nicht in alte Muster zurückzufallen. Deswegen finde ich die Archetypen unglaublich spannend.
Wie fange ich an?
Nach der Philosophie des Minimalismus und den Archetypen, geht es mit Hilfestellungen weiter. Wie kannst du die einzelnen Kategorien angehen? Was gibt es für Tipps und Tricks?
Dieser Teil ist für mich nicht sehr interessant. Hier ist nicht viel neues für mich zwischen gewesen. Daher habe ich ihn auch mehr überflogen und vor allem Bilder geschaut. Tolle Bilder findest du im gesamten Buch – superschöne Einrichtungsbilder! Alle sehr individuell auf die Bewohner*innen ausgerichtet.
Was nehme ich mit?
„Simplify your home“ hat mich wieder einmal ausgebremst – und das ist gut! Mir ist nun bewusster, wie viele angefangenen Projekte ich eigentlich habe und das mich dies sehr wahrscheinlich von einigen Dingen abhält.
Im Herbst 2020 habe ich eine Liste gestartet, auf der alle Projekte draufstanden, die ich angefangen habe. Mein Ziel war, möglichst viele davon bis zum Jahreswechsel 2020/21 beendet zu haben. Einige habe ich abgeschlossen, jedoch nicht alle.
Diese Liste habe ich nicht weitergeführt, was im Nachhinein keine gute Idee war. Ich habe sie nach dem Lesen wieder herausgeholt und geupdatet. Projekt für Projekt werde ich sie jetzt abarbeiten.
Die Blockade „Nein“ zu sagen, ist eine Blockade an der ich arbeiten möchte und muss. Mich kann es nur weiterbringen. In dem Moment, in dem ich zu etwas „Nein“ sage, sage ich „Ja“ zu etwas anderen – meistens zu mir selbst.
Fortin und Quicilis geben mir nicht nur Wissen über mich selber mit. Sehr häufig stehe ich der Frage von anderen gegenüber „Wieso fällt es mir schwer, auszumisten? Was kann ich tun?“. Die Autorinnen haben mir aufgezeigt, dass da mehr hinter hängt als nur reines Wollen. Mit diesem Wissen kann ich dieser Frage offener gegenübertreten und dir als Leser*in mehr und besseren Mehrwert bieten.
Hast du dich schon mal auseinandergesetzt, warum aussortieren dir leicht oder schwer fällt? Lass‘ uns in den Kommentaren darüber austauschen!