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Sind Bambusbecher gesundheitsschädlich?

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Bambusbecher gibt es in allen Farben und mit jedem nur erdenklichen Design. Hört sich ersteinmal gut an, aber es gibt auch viel Kritik. Deswegen schauen wir uns hier an: Sind Bambusbecher gesundheitsschädlich?
Ein Bambusbecher auf einem Regal. Daneben eine Pflanzenableger in einem Glas und eine Glasdose gefüllt mit Müsli.
© Sonyachny/depositphotos.com

Inhaltsübersicht

Bambusbecher für dein nächstes To-Go-Getränk bekommst du an fast jeder Ecke hinterhergeschmissen. Für nur ein paar Euro bekommst du einen Becher in deinem Lieblingsdesign – egal, wie ausgefallen es ist – oder auch von deinem Lieblingsbistro um die Ecke mit ihrem Logo.

Was sind Bambusbecher?

Bambusbecher sind Behälter aus Bambusfasern, die oft als umweltfreundliche Alternative zu Einwegbechern aus Kunststoff oder Pappe angepriesen werden.

Diese Becher sind in verschiedenen Designs und Größen erhältlich und werden oft für den Konsum von heißen und kalten Getränken wie Kaffee, Tee oder Wasser verwendet. 

Bambusbecher sind beliebt, da sie sowohl wiederverwendbar und biologisch abbaubar sind, als auch im Allgemeinen als umweltfreundlicher als Einwegbecher angesehen werden. Die Werbung spricht für sich: „100% biologisch abbaubar“ oder „zu 100% aus Bambusfasern“.

Auch wenn wir in diesem Artikel vorwiegend über Bambusbecher sprechen, gilt das folgende natürlich auch für Bambusgeschirr.

Wie sind Bambusbecher zusammengesetzt?

Nur weil der Name Bambus innehat, heißt es leider nicht, dass die Bambusbecher aus reinem Bambus sind. Bambus ist nur ein kleiner Bestandteil.

Üblicherweise wird das Material der Becher aus einer Mischung von Bambusfasern und Maisstärke oder Melaminharz hergestellt. Durch die Vermischung entsteht ein robustes und haltbares Material. 

Wir gehen hier auf die Nutzung von Melaminharz ein. Genauer gesagt: auf das Melamin-Formaldehyd-Harz.

Dieses kann laut Faszination Chemie bis zu 60% des Gesamtmaterials ausmachen. Wie war das nochmal: man nennt zuerst den Inhaltsstoff, der den größten Anteil des Produktes ausmacht? 

Was ist Formaldehyd?

Formaldehyd ist eine chemische Verbindung mit der Formel CH2O. Es handelt sich um das einfachste Aldehyd, was wiederum eine organische Verbindung aus einem Kohlenstoffatom, das an eine Wasserstoff- und eine Sauerstoffgruppe gebunden ist, besteht.

Daherkommen tut es als ein farbloses, stechend riechendes Gas oder eine farblose Flüssigkeit mit einem starken Geruch.

Anwendung findet es in verschiedenen Industriezweigen, einschließlich der Herstellung von Kunstharzen, Klebstoffen, Desinfektionsmitteln und Textilien. Aber auch als Konservierungsmittel in der Biologie und Medizin wird es verwendet.

In der EU wird Formaldehyd als krebserregend und Allergie auslösend eingestuft.

Was ist Melamin?

Melamin ist eine chemische Verbindung mit einem hohem Stickstoffanteil. Es liegt meist in Form von weißen, kristallinen Pulvern vor, die in Wasser schwer zu lösen sind.

Einige Anwendungen sind z.B. 

  • Herstellung von Melaminharzen: Verwendung als Klebstoffe, Bindemittel und Beschichtung in der Holzverarbeitung, im Bauwesen und in der Herstellung von Haushaltswaren wie Geschirr, Besteck und Küchenarbeitsplatten
  • Bestandteil von Düngemitteln: Melamin wird manchmal als Stickstoffquelle in Düngemitteln eingesetzt 
  • Herstellung von Kunststoffen: Ausgangsmaterial zur Herstellung von Melamin-Formaldehyd-Harzen, welche in der Kunststoffindustrie für Produkte wie Geschirr, Möbelbeschichtungen und Isoliermaterialien eingesetzt werden

So schön nützlich Melamin auch sein kann, kann es leider auch zu Schäden an Blase und Niere führen. Es gibt Fälle, in denen Babymilch in China damit gestreckt wurde und es zu Krankheiten und Tod bei Säuglingen führte…

Übrigens: Schmutzradierer bestehen aus Melaminharz. Bei normalem Gebrauch – also nicht essen – ist er nicht giftig.

Sind Bambusbecher schädlich?

Wie anfangs geschrieben, gibt es viel Kritik an Bambusbechern und anderen Bambusprodukten. 

Nachdem wir jetzt wissen, aus welchem Chemikalien Bambusbecher zusammengesetzt sind, ist es auch nicht weit hergeholt, dass Bambusbecher schädlich sein sollen.

Der Übeltäter ist die Kombination aus Bambus und Melamin-Formaldehyd-Harz. Auf der einen Seite sorgt es für eine gute Stabilität des Materials. Auf der anderen kann es jedoch auch für gesundheitliche Nebenwirkungen sorgen, in dem es Melamin und/oder Formaldehyd freisetzt durch Migration. 

Für dieses Migrationsverhalten gibt es zwei Auslöser:

  1. Säurehaltigen Lebensmittel, wie z.B. Phosphorsäure (Cola, Fanta, etc.) oder Fruchtsäure (Säfte).
  2. Über 70°C warme Speisen und Flüssigkeiten, wie z.B. Kaffee, Tee.

Das CVUA (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt) Stuttgart hat 2018 den möglichen Übergang von Melamin und Formaldehyd auf Lebensmittel untersucht.

Dabei kam heraus, dass ein Produkt aus reinem Melaminharz die Grenzwerte nicht überschreitet. Sobald jedoch Bambus als Füllstoff hinzugefügt wurde, sind die Eigenschaften vom Melaminharz negativ beeinflusst worden und die Grenzwerte auffällig erhöht gewesen.

Es wurden weitere Untersuchungen gemacht, um herauszufinden, wie sich das Verhalten über einen längeren Nutzungszeitraum ändert. Dabei wurde festgestellt, dass es sich bei den meisten Bechern eher verschlimmert, als verbessert.

Außerdem hat das CVUA geschlussfolgert, dass nicht nur der Anteil vom Melamin-Formaldehyd-Harz einen Einfluss auf das Migrationsverhalten und die Beständigkeit hat, sondern auch das Herstellungsverfahren.

Bambusbecher entsorgen

Wichtig zu wissen: nicht alle Bambusbecher auf dem Markt sind betroffen. Leider können wir, die Verbraucher*innen, im Laden nur sehr schwer erkennen, ob wir einen Bambusbecher mit hohen oder niedrigen Freisetzungen vor uns haben.

Hast du deinen schon länger in Benutzung, erkennst du einen betroffener Bambusbecher an z.B. einer Aufrauhung der Oberfläche.

Ich habe mich 2019 dafür entschieden, mich ein für alle Mal von meinen Bambusbechern zu trennen. Möchtest du auch deinen Becher los werden, beachte folgendes bei der Entsorgung:

„Ich bin total biologisch – auf den Kompost darf ich aber nicht!“, sagte der Bambusbecher. 

So schön sich die Werbeversprechen „100% biologisch abbaubar“ oder „zu 100% aus Bambusfasern“ auch anhören, sie führen dich (leider) zumeist in die Irre. 

Die Marketingmenschen haben recht, wenn sie schreiben, dass Bambus ein natürlicher Rohstoff ist und auf den Kompost oder in die Biotonne darf. In Verbindung mit dem Melamin-Formaldehyd-Harz kannst du diese Aussage leider knicken.

Dein ehemals geliebter Bambusbecher verrottet einfach nicht. Ob der hauseigene Kompost oder die industrielle Kompostieranlage – forget it. Beende sein Leben in der Restmülltonne. 

Bye, bye Bambusbecher!

Alternativen zu Bambusbecher

Genau wie vielleicht du gerade, habe ich 2019 danach vor der Frage gestanden, was ich denn jetzt als Alternative nehme. Sind wir ehrlich: ein Bambusbecher ist leicht, sieht gut aus und ist dazu günstig.

In 2019 bin ich auf den Trichter gekommen, dass es To-Go-Deckel für Mason Jars gibt. Ein passendes Mason Jar hatte ich bereits und so habe ich dann in einen Trinkdeckel von EcoJarz * investiert. Diese Kombination habe ich mehrere Jahre verwendet.

Ein Mason Jar mit dem Trinkdeckel von ecojarz steht auf Steinen. Im Hintergrund ist schemenhaft der Hamburger Hafen zu erkennen.

Heute benutze ich den aber auch nicht mehr, da mir das zu doof geworden ist, dass ich bei heißem Tee aufpassen muss mich nicht zu verbrennen.

Jetzt habe ich einen Thermobecher von Contigo * und bin sehr zufrieden mit ihm. Er hat eine gute Größe, hält lange warm und ist auslaufsicher. Schön wäre jetzt noch, wenn ich den Deckel zum Saubermachen vernünftig auseinanderbauen könnte.

Die Dopper Insulated liegt in der Mitte des Bildes.

Seit 2021 habe ich außerdem eine große isolierte Dopper-Flasche *, die ich sehr liebe. Diese hält den gesamten Tag warm (nach 8 Stunden habe ich die Flasche das erste Mal geöffnet und der Tee hatte die perfekte Temperatur zum Trinken). Dazu kommt, dass sie einen Deckel hat, welcher auch als Becher funktionieren kann. Von Dopper hatte ich vorher bereits die normale Dopper-Wasserflasche * im Einsatz.

Fazit

Insgesamt zeigen sich in der Diskussion um Bambusbecher sowohl Vorzüge als auch potenzielle Risiken. Während sie oft als umweltfreundliche Alternative zu Einwegbechern beworben werden, bergen sie aufgrund ihrer Zusammensetzung aus Bambusfasern und Melamin-Formaldehyd-Harz gesundheitliche Bedenken.

Die Verwendung von Melamin-Formaldehyd-Harz kann zu Migration von Melamin und Formaldehyd führen. Insbesondere bei sauren Lebensmitteln oder heißen Flüssigkeiten ist dies der Fall. Beim Großteil der Becher verschlimmert es sich sogar über einen längeren Nutzungszeitraum.

Ja, es gibt Bambusprodukte die weit unter den Grenzwerten liegen, diese sind jedoch für ungeübte Augen beim Kauf schwer erkennbar.

Wenn du Bambusbecher und Bambusgeschirr benutzen möchtest lass daher Vorsicht walten und fülle sie nicht mit sauren oder heißen Flüßigkeiten.

Am Ende des Lebenszeitraumes gehören die Produkte aufgrund der Zusammensetzung in die Restmülltonne und nicht in den Biomüll (egal, was die Werbung sagt).

Meiner Meinung nach ist die beste Lösung, auf die Bambusbecher ganz zu verzichten und sich nach Alternativen umzuschauen, wie z.B. einen Thermobecher aus Edelstahl.

Nachdem du jetzt weißt, das Bambusbecher gesundheitsschädlich sein können – wie entscheidest du dich?

Dieser Beitrag wurde das erste Mal am 01. August 2020 veröffentlicht.

1 Kommentar zu „Sind Bambusbecher gesundheitsschädlich?“

  1. Vielen Dank für diesen Blogbeitrag. Da ich absoluter Coffeinjunkie bin, und immer wieder nach dem richtigen Kaffee-to-go-Becher suche, hat mir dieser Artikel die Entscheidung einen Bambusbecher zu kaufen (oder eben nicht), echt leicht gemacht. Ganz vielen Dank.

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